Der Protestantismus und der Hitlerputsch

Zum 100. Jahrestag Themengottesdienst in St. Markus und Podiumsdiskussion

Vor 100 Jahren ist der Hitler-Putsch in München gescheitert: Aus diesem Anlass findet am Sonntag, 12. November 2023 um 11.15 Uhr in St. Markus, Gabelsbergerstraße 6, ein Themengottesdienst mit Stadtdekan Dr. Bernhard Liess, Kirchenrat Dr. Björn Mensing, Pfarrer und Historiker an der Evangelischen Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau, und Pfarrerin Dr. Barbara Hepp, Leiterin der Evangelischen Stadtakademie München, statt.

Am 8./9. November 1923 versuchte die NSDAP unter Führung von Adolf Hitler und Erich Ludendorff in München politische Macht zu erlangen. Ziel war die Beseitigung der parlamentarischen Demokratie und die Errichtung einer ‚nationalen‘ Diktatur. Der Putschversuch wurde niedergeschlagen. Am 11. November 1923, zwei Tage nach der Niederschlagung des Putsches am Odeonsplatz, solidarisierte sich der Münchner evangelisch-lutherische Stadtdekan Hermann Lembert (1862-1933) im Hauptgottesdienst in St. Markus mit den Putschisten. Der damalige Vikar Johannes Schattenmann schrieb später in seinen Lebenserinnerungen: "Der Dekan von München, Hermann Lembert, trat am folgenden Sonntag in seiner Predigt für Hitler ein, worauf ihm aus der Gemeinde ein ,bravo‘ zugerufen wurde." Kein Wort der Anteilnahme am Leid der jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern ist überliefert, die in der Nacht vom 8. auf den 9. November 1923 während des Hitlerputsches Opfer von Misshandlungen und Geiselnahmen wurden; kein Protest gegen das Einwerfen von Fenstern der Hauptsynagoge. 100 Jahre danach setzt sich Stadtdekan Dr. Bernhard Liess im Gottesdienst kritisch mit dieser Parteinahme seines Amtsvorgängers auseinander.

Die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes übernimmt der Posaunenchor St. Markus unter der Leitung von Berthold Schwarz. Es sind von der NSDAP verfemte Werke aus der damaligen Zeit zu hören, von Paul Hindemith, Ernst Krenek und Kurt Weill. Kirchenmusikdirektor Michael Roth begleitet den Gottesdienst an der Orgel.  

Unter dem Titel "Der Hitlerputsch und die Münchner Religionsgemeinschaften" findet darüber hinaus am 16. November 2023 um 19.30 Uhr in der Evangelischen Stadtakademie, Herzog-Wilhelm-Str. 24, eine Podiumsdiskussion statt. Sie beleuchtet die Auswirkungen des Hitlerputsches auf die jüdische Gemeinschaft, den Katholizismus und den Protestantismus. An der Veranstaltung nehmen teil: Prof. Dr. Mirjam Zadoff, Direktorin des NS-Dokumentationszentrums München, Prof. Dr. Klaus Unterburger, Kirchenhistoriker an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München, und Kirchenrat Dr. Björn Mensing, Evangelische Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau. Die Moderation übernimmt die Leiterin der Stadtakademie, Pfarrerin Dr. Barbara Hepp.

Neben der Stadtakademie laden die Liberale jüdische Gemeinde München Beth Shalom, die Katholische Seelsorge an der KZ-Gedenkstätte Dachau und die Evangelische Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau zu diesem Abend ein. Der Eintritt ist frei.



Rückfragen bitte an:

Gabriele März
Referentin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit